Erinnerungskultur bezeichnet die Art und Weise, wie eine Gesellschaft oder Gruppe sich an historische Ereignisse, besonders an schwierige oder traumatische Erfahrungen, wie Kriege oder Verbrechen, erinnert. Diese Kultur umfasst Rituale, Denkmäler, Gedenktage und Bildungsarbeit, um das Bewusstsein für die Vergangenheit zu bewahren und Lehren daraus für die Zukunft zu ziehen. Ziel der Erinnerungskultur ist es, kollektives Erinnern zu fördern, das historische Bewusstsein zu stärken und eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu ermöglichen. Zu diesem Zweck dient auch der Projektkurs Erinnerungskultur bei uns an der ecolea, bei dem wir uns vor allem mit der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert und somit der NS-Zeit und den Problemen in der DDR bzw. der Wiedervereinigung auseinandergesetzt haben.
Am 11. November 2024 erwartete der Projektkurs Erinnerungskultur im ersten Block einen besonderen Gast. Herr Dr. Bernd Kasten, Historiker und Leiter des Staatarchives kam mit einem besonderen Anliegen in die ecolea: Er hielt einen Vortrag über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Schwerin seit dem Jahr 1680 samt anschließender Fragerunde mit Gegenwartsbezügen.
Herr Dr. Kasten referierte in einer äußerst kurzweiligen Art und Weise über die Präsenz des jüdischen Lebens in Schwerin, die Entstehung des jüdischen Friedhofs sowie die Historie der Synagoge. Besonders die Einzelschicksale im Kontext der Ausgrenzung und Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten von 1933 bis 1945 mit ihren tragischen Hintergründen haben die Schüler:innen berührt und zum Nachdenken angeregt.
In der darauffolgenden Woche lud uns Herr Dr. Kasten zu einem Besuch des jüdischen Friedhofs in Schwerin ein. Der Friedhof befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Bornhövedstraße und ist für den allgemeinen Besucherverkehr nicht zugänglich. Ncih der Ankunft spazierten wir durch die ehrfürchtigen Pfade dieser Begräbnisstätte, während uns Herr Dr. Kasten alles Signifikante über den Friedhof darlegte. Anschließens führte uns Herr Dr. kasten zu einem Anwesen am Friedhofsrand. Es stellte sich heraus, dass es sich bei diesem Haus um eine Feierhalle aus jüdischer Tradition und eins der ältesten erhaltenen Gebäude der gesamtdeutschen jüdischen Gemeinde handelt, da es im Zuge der Ereignisse um den 9./10. November 1938 der zerstörerischen Gewalt der Nationalsozialisten aus reinem Zufall nicht zum Opfer gefallen war.
Der Projektkurs Erinnerungskultur bedankt sich ganz herzlich bei Herrn Dr. Kasten für diese Einblicke und hofft auf eine weitere Zusammenarbeit bei anderen Projekten!
Lars Röding | ecolea Schwerin
Ein paar Fotos von der Exkursion gibt es in der der Fotogalerie.