"Mangelernährung nimmt in öffentlichen Einrichtungen, wie Krankenhäusern und Pflegeheimen immer weiter zu. Jährlich sterben mehr Menschen an einer unerkannten Mangelernährung als an Verkehrsunfällen. Vor allem Pflegeheime sind stark betroffen, da es dort keine regelmäßige Erfassung der Mangelernährung gibt. Der Grund für die mangelhafte Dokumentation ist das fehlende Fachpersonal. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) stellte 2019 fest, dass über 50% aller Patienten in stationären Gesundheitseinrichtungen eine Mangelernährung aufwiesen. Davon wurden jedoch maximal 27% der Betroffenen erfasst. Gründe für die unzureichende Erfassung von mangelernährten Patienten sind zum einen die Unterbesetzung von qualifizierten Diätassistenten und ungenügende Diagnosekriterien, wie zum Beispiel die ausschließliche Betrachtung des BMI (Body-Mass-Index) als Kriterium zur Erfassung einer Mangelernährung. Der BMI allein ist zur Beurteilung des Ernährungszustandes eines Patienten meist nicht ausreichend, denn trotz eines hohen BMI kann eine Mangelernährung vorliegen. Ausschlaggebend ist hier ein Gewichtsverlust in den letzten drei Monaten, von über 5% des Gesamtgewichtes. Mangelernährung bringt meist schwerwiegende Folgeerkrankungen mit sich. Durch die Bekämpfung der Mangelernährung können Patienten schneller genesen und so ihre Lebensqualität langfristig erhöhen.
Um mehr Mangelernährte erfassen zu können, ist der Einsatz von qualifizierten Diätassistenten notwendig. Die erschreckenden Zahlen sind unter anderem Anlass für die jährliche Durchführung eines internationalen Nutrition Day in über 7000 Gesundheitseinrichtungen. An diesem Tag haben Krankenstationen und Pflegeheime auf der ganzen Welt die Möglichkeit, an einer eintägigen Querschnittserhebung teilzunehmen.
Im Rahmen eines Projektes beteiligen wir uns als Schüler im Fachbereich Diätassistenz der ecolea Schwerin in Kooperation mit dem Helios Klinikum Schwerin an den Aktivitäten zum Nutrition Day. In Vorbereitung auf das Projekt wurden wir Schüler an drei aufeinander folgenden Tagen fachgemäß geschult. Der Nutrition Day findet dieses Jahr weltweit am 12. November statt. Ziel des weltweiten Projektes ist es, die Aufmerksamkeit für Ernährungsprobleme in Krankenhäusern und Pflegeheimen zu erhöhen. Um die Patientendaten erheben zu können, werden einheitliche Screening-Bögen (Frage-Bögen) eingesetzt.
Um Mangelernährung schon frühzeitig erkennen und einstufen zu können, sollte das Screening durch qualifizierte Fachkräfte schon bei der Aufnahme eines Patienten erfolgen. Auch regelmäßige Kontrollen der aufgenommenen Daten wären ratsam. Um den Gesundheitsstatus in Bezug auf Mangelernährung des Patienten zu erhöhen, sollten weitere Maßnahmen ergriffen werden. Die Aus- und Weiterbildung von auf Mangelernährung qualifizierten Fachkräften steht hier an erster Stelle. Zudem können betroffene Patienten mit hochkalorischer Trinknahrung oder angereicherten Speisen behandelt werden. Die Zufuhr von lebenswichtigen Nährstoffen wird auf diese Weise gesichert.
Um das Gesundheitssystem im Hinblick auf die genannten Defizite zu verbessern, ist es dringend notwendig, Arbeitsplätze für qualifizierte Diätassistenten zu schaffen. Mit dem jährlichen Nutrition-Day soll auf die Wichtigkeit der Behandlung mangelernährter Patienten in gesundheitlichen Einrichtungen hingewiesen werden. Die Kliniken werden auf die Probleme aufmerksam gemacht, um auf eine Verbesserung des Gesundheitssystems hinwirken zu können. Ziel ist es, perspektivisch die Zahlen der unentdeckten und unbehandelten Mangelernährung zu senken."
Rike Rosenow (DA 18), Pia Brinkmann (DA 18),
Alina Renk (DA 20)
Mehr Bilder von den Prokekttagen "Nutrition Day" gibt es in der Fotogalerie.
